Glühwein trifft auf Kimono – Wie Japan Weihnachten und Neujahr begeht

Ein modernes Glasgebäude in Japan ist mit Leuchtsternen behangen, die von dem Dach herunterhängen. Vor dem Gebäude steht ein Tannenbaum mit einem leuchtenden Stern auf der Spitze. Er ist umwunden von bunt leuchtenden Lichterketten.

Eine rund 13.000 Kilometer lange Strecke, ein ganzer Kontinent und ein Meer trennen Deutschland und Japan voneinander. Doch vor dieser Distanz lassen sich so manche deutsche Weihnachtstraditionen keineswegs stören. Was also erwartet euch zur Weihnachtszeit und zum Neujahr in Japan? Wir möchten euch hier nun einige Einblicke geben.

Weihnachtsmarktstöbern in Japan

Auch zahlreiche Großstädte Japans bieten die Möglichkeit, in der Zeit von November bis Dezember über Weihnachtsmärkte zu schlendern und typisch deutsche Speisen und Getränke zu genießen. So steht man schnell Ständen mit Angeboten voller Glühwein, Bratwurst oder Eisbein gegenüber.

Jedoch ermöglicht die Weihnachtszeit in Japan gleichzeitig auch zahlreiche neue Eindrücke. Anders als hier in Deutschland zählt Weihnachten nicht zu den zentralen Feiertagen des Landes und hat für die Bevölkerung eine deutlich geringere Bedeutung. Statt der für uns wichtigen Zeit zum Ausruhen und Innehalten, nimmt der Alltag in Japan primär seinen normalen Lauf. Nur der 25. Dezember stellt einen landesweiten Urlaubstag dar, an dem Familienmitglieder oft zusammenkommen und das gemeinsame Festessen genießen können. 

 

Hierbei folgen viele Familien dem Motto „Kurisumasu ni wa Kentakkii“ – „An Weihnachten KFC!“, welcher als Werbeslogan der amerikanischen Fastfoodkette KFC in den 70er Jahren begonnen und flink Einklang in der Bevölkerung gefunden hat. Nun gilt Fried Chicken neben dem „Christmas/Kursisumasu keeki“, einem Erdbeer-Sahnekuchen, als fester Bestandteil der eher kleineren Weihnachtskultur Japans.

Hauptsächlich spiegelt Weihnachten für Japaner und Japanerinnen aber die perfekte Zeit für Romantik wider. Strahlende Lichtershows, romantische Restaurantdates und gegenseitiges Schenken stehen hier meist an erster Stelle. Dabei wird dem weihnachtlichen und romantischen Beisammensein nachgesagt, dass es die Beziehung der Pärchen festigt und vertieft. Somit steht Weihnachten insbesondere im Zeichen der harmonischen Zweisamkeit.

Neujahrs-Celebration

Erst zu Neujahr geht es in Japan richtig los, denn der Jahreswechsel, und besonders der 1. Januar, stellt hierzulande eine der wichtigsten Feierlichkeiten dar. Die Familie steht im Zentrum der Feiertage und um dem Familientreffen beizuwohnen, muss man oftmals lange Rückfahrten und ausgebuchte Züge in Kauf nehmen. Nun blühen die Traditionen Japans voll auf. Der Besuch eines Schreins ist einer der wichtigsten Bestandteile des Neujahrs, womit man um Wohlwollen für das kommende Jahr hofft. Ebenso läuten zum Jahreswechsel an vielen Orten 108 Glockenschläge. Diese stehen als Zeichen des Buddhismus und symbolisieren das Überschreiten der 108 menschlichen Begierden. Ein gleichermaßen wichtiger Brauch findet sich im ersten Sonnenaufgang, dem Hatsuhinode, des neuen Jahres wieder. Dieser besteht meist aus Fahrten zu Stränden und Bergen für besonders schöne Aussichten und soll großes Glück im Neujahr bringen. Ähnlich wie an vielen anderen Orten der Welt, reflektiert das Neujahr in Japan auch das Streben nach dem Vergessen, welches in Verbindung mit dem typischen Neujahresputz, als neuen Start in das Jahr, steht.

Als traditionelles Essen werden die langen Nudeln Toshikoshi Soba als Symbol für ein langes, erfülltes Leben, sowie japanische Reiskuchen, Mochis, und Osechi Ryōri serviert. Osechi Ryōri sind verpackte, Bento-Box ähnliche, Sammlungen von Gerichten, mit unterschiedlichen Symbolen und Bedeutungen, wie zum Beispiel dem Kinderwunsch, der Gesundheit und großer Ernte.

Zum zweiten Januar klingen die Feiertage langsam wieder ab. Die wichtigen Neujahrskarten (Nengajo) wurden verschickt, die Kinder mit Otoshidama, dem Taschengeld belohnt, und die Läden öffnen in Japan wieder ihre Türen. Denn nun gibt es eine letzte Neujahrsüberraschung: Fukbukuro. Dies sind Wundertüten, bei denen man mit besonders großem Glück tolle Angebote absahnen und zum richtigen Schnäppchenjäger werden kann und auch hier meint man vielleicht ein bisschen deutsche Tradition wieder zu spüren.

 

Zwei Personen in Kimono und mit einem traditionell japanischen Schirm stehen in der Altstadt von Kyoto umringt von den Mauern alter japanischer Gebäude. Die Gebäude und Straßen sind mit Schnee bedeckt.

 

Wenn die letzten Glückstüten geöffnet sind, kehrt langsam wieder Alltag ein und während das neue Jahr in Japan Fahrt aufnimmt, klingt die festliche Stimmung noch leise nach. Die Erinnerungen an diese besonderen Tage bleiben, wie ein fernes Echo von Lichtern, Düften und Begegnungen.

Festtage, die die Welt vereinen

Zwischen leuchtenden Straßen, friedlichem Miteinander und den ersten Sonnenstrahlen des neuen Jahres zeigt Japan, dass Festtage überall auf der Welt etwas ganz Besonderes sind. Ob Glühwein oder Matcha, Gänsebraten oder Fried chicken, Stollen oder Mochi – letztlich geht es überall um Wärme, Gemeinschaft und Hoffnung.

In diesem Sinne wünschen wir:
メリークリスマス、そして新年のご多幸をお祈り申し上げます。Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Es ist Nacht. Im Vordergrund steht ein eleuchteter, japanischer Tempel. Im Hintergrund sieht man leicht die Konturen von modernen Gebäuden. Der Himmel ist erstrahlt von buntem Feuerwerk.