Kaum ein anderes Thema versteht die Gemüter so zu erhitzen. Es ist Everybody’s Darling unter den Themen, die den Alltag bewegen. Reden wir über’s Gendern. Was ist das überhaupt? Warum macht man das? Und wie macht man es richtig?
Darum geht es beim Gendern
Gendern bedeutet das geschlechtergerechte Gestalten von Sprache. Es dient dazu, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Sprache auszugleichen. Dabei geht es vor allem um die durch das generische Maskulinum bewirkte Bevorzugung männlicher Personen, z.B. bei der Bezeichnung Teilnehmer für alle an einer Veranstaltung teilnehmenden Personen.
Wenn man gendern will, hat man mittlerweile eine Vielzahl an möglichen Variationen zur Auswahl. Wesentlich lassen sich aber zwei Wege unterscheiden: Entweder werden die Geschlechter in der Sprache sicht- und hörbar gemacht – oder sie werden neutralisiert.
Zur Sichtbarmachung von Geschlechtern gibt es die folgenden Möglichkeiten:
- Die Nennung von beiden Geschlechtern: Teilnehmerinnen und Teilnehmer;
- verkürzte Paarformen wie der Schrägstrich (Teilnehmer/-innen) oder Binnen-I (TeilnehmerInnen);
- oder bestimmte Genderzeichen wie das Sternchen (Teilnehmer*innen), der Doppelpunkt (Teilnehmer:innen) die Gap (Teilnehmer_innen). Die Genderzeichen inkludieren neben weiblichen und männlichen auch nichtbinäre Personen, die sich keinem Geschlecht zuordnen.
Zur Neutralisierung von Geschlechtern finden sich häufig die folgenden Bezeichnungen:
- Geschlechtsneutrale Bezeichnungen (teilnehmende Personen);
- substantivierte Partizipien oder Adjektive (Teilnehmende);
- oder – wo es möglich ist – Sachbezeichnungen (z.B. Lehrkräfte anstatt Dozenten).
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All diesen Formen ist gemein, dass sie Vor- und Nachteile haben. Bei den Paarformen werden nichtbinäre Personen unberücksichtigt gelassen; verkürzte Paarformen als auch Genderzeichen lassen sich nicht auf alle Personenbezeichnungen anwenden. KundIn oder Kund*in ist beispielsweise problematisch, da das Wort Kund nicht existiert bzw. nicht die männliche Form Kunde ist. Geschlechtsneutrale Bezeichnungen hören sich dagegen häufig sehr unnatürlich und objektivierend an. Ähnlich steht es mit substantivierten Partizipien – bei Umschreibungen wie Konsumierende dürfte jede Rhetorik-Lehrkraft einer Ohnmacht nahe sein – und mit Sachbezeichnungen.
Wie macht man es nun richtig?
Den goldenen Weg des Genderns gibt es also nicht. Zwar empfiehlt der Rat der Deutschen Rechtschreibung eine gendersensible Sprache, allgemeine gesetzliche Vorgaben gibt es jedoch nicht. Abgedeckt von den deutschen Rechtschreibnormen ist unter den sichtbarmachenden Gendervarianten nur die ausformulierte Nennung des weiblichen und männlichen Geschlechts. Substantivierte Partizipien erfreuen sich ebenso immer größerer Beliebtheit, inzwischen finden sich viele von ihnen auch offiziell im Duden. Das liegt zum einen an ihrer wirklich alle Geschlechter einschließenden Natur und ihrer vergleichsweise guten Lesbarkeit – auch wenn das nicht ausnahmslos für alle Partizipien gilt (Stichwort Konsumierende). Letztendlich bleibt nichts anderes übrig, als situativ und sensibel über die richtige Form des Genderns zu entscheiden. Webseiten wie geschicktgendern.de leisten dabei gute Hilfestellungen. Da findet man nicht nur einen Überblick über alle gängigen Gendervarianten, sondern auch über ihre jeweiligen Vor- und Nachteile.
Wichtig ist: Es gibt keine Pflicht (richtig) zu gendern. Aber es zeugt von Aufmerksamkeit und Sensibilität gegenüber geschlechtsspezifischen Benachteiligungen. Tatsächlich ist das Thema Gendern auch keineswegs so neu wie oft angenommen. Erste Forschungen im Bereich der Genderstudies – die Wissenschaft, die sich mit Geschlechtsverhältnissen und dahingehend mit dem Gendern auseinandersetzt – gab es im deutschsprachigen Raum bereits in den 1970er Jahren. Als eine Auswirkung dieser Studien wurde z.B. die Anrede Fräulein für unverheiratete Frauen aufgegeben.