Portugiesisch am “Zuckerhut” – Sprachliche Besonderheiten Brasiliens und Unterschiede zum Europäischen Portugiesisch

Mit den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro blickt ganz Deutschland momentan gespannt nach Brasilien. Im bevölkerungsreichsten und mit Abstand flächengrößten Land Südamerikas wird jedoch nicht – wie in nahezu allen Ländern dieses Erdteils – Spanisch, sondern brasilianisches Portugiesisch gesprochen.Ursprünglich kam die portugiesische Sprache ab dem 16. Jahrhundert im Zuge der Kolonialisierung nach Brasilien. Im Laufe der Zeit hat sich eine ganz eigene Variante des Portugiesischen herausgebildet, die sich in der Aussprache und in der Satzmelodie, aber auch im Wortschatz und in der Grammatik teilweise von der europäischen Ursprungs-/Ausgangssprache unterscheidet.

VIELE EIGENHEITEN IN WORTSCHATZ UND GRAMMATIK

Ganz offensichtlich sind Unterschiede natürlich im Bereich Wortschatz. Hier eine kleine Auswahl:

Europäisches Portugiesisch Brasilianisches Portugiesisch Deutsch
o comboio o trem der Zug
Olá! Oi! Hallo!
o apelido o sobrenome der Nachname
o autocarro o ônibus der Bus
o cão o cachorro der Hund
a chávena a xícara die Tasse
o telemóvel o celular das Handy/Mobiltelefon

Viele der für Brasilien „typischen“ Wörter sind durch Einflüsse aus anderen Sprachen entstanden (etwa aus dem Deutschen oder Spanischen) oder wurden von den Sprachen der indigenen Bevölkerung beeinflusst (z. B. das Wort „xícara“ für Tasse oder „abacaxi“ für Ananas). Deutsche Einflüsse lassen sich beispielsweise in Wörtern wie „blitz“ (für eine Verkehrskontrolle) oder „kitsch“ wiedererkennen, die in Brasilien unverändert verwendet werden. Und auch im Internet sind Unterschiede zu beobachten: So gibt es eigene Facebook-Versionen für europäisches und brasilianisches Portugiesisch. Während hier etwa mit dem typisch brasilianischen Verb „curtir“ angezeigt wird, dass einem etwas gefällt (das sogenannte LIKEN), verwenden die Nutzer der europäischen Version das Verb „gostar“

Im Bereich Grammatik fällt als wichtiger Unterschied der weitgehende Verzicht auf die 2. Person Singular „tu“ („Du“) auf. In weiten Teilen Brasiliens werden Personen stattdessen mit „você“ angesprochen, welches in Portugal eine Höflichkeitsform ist und mit der 3. Person Singular verwendet wird.

ANDERER KLANG DER SPRACHE

Schließlich ist noch der andere, weichere Sprechrhythmus des brasilianischen Portugiesisch zu nennen. Und gibt es einige bedeutende Unterschiede in der Aussprache, sodass die beiden Varianten des Portugiesischen in den Ohren Ungeübter durchaus als zwei verschiedene Sprachen wahrgenommen werden können. So wird in Brasilien das „s“ fast immer wie im Deutschen ausgesprochen, während es in Portugal z. B. am Wortende oder vor Konsonanten wie „sch“ ausgesprochen wird. Und „d“ und „t“ werden vor i wie „dsch“ ausgesprochen. Aus „dia“ (Tag) wird dann eben „dschia“.Nicht zu vergessen sind schließlich noch einige regionale Besonderheiten, die aber deutlich geringer ausfallen als z. B. die Unterschiede zwischen einzelnen Dialekten in Deutschland. Interessant ist, dass gerade in Rio de Janeiro eher eine Variante vorherrscht, die beispielsweise in der Aussprache noch relativ nah am europäischen Portugiesisch angesiedelt ist. Als Lerner sollte man sich für eine der beiden Varianten entscheiden, dabei aber auch die Besonderheiten der jeweils anderen ein bisschen kennen, um so zumindest beim passiven Verständnis gut zurechtzukommen.