Gütesiegel sollen Orientierung geben. Die Spreu vom Weizen trennen. Bestimmte Standards ausweisen. Nur weiß man allzu oft nicht genau, was ein bestimmtes Siegel nun eigentlich aussagt: Was bedeutet es? Von wem wird es verliehen? Und nach welchen Richtlinien wird es vergeben? Auf diese Fragen will der folgende Blogbeitrag Antworten liefern. (Informationen zu Leichter Sprache finden Sie in unserem Blogbeitrag zum Thema.)
Siegel „Leichte Sprache – wissenschaftlich geprüft“
Die Universität Hildesheim hat als einzige Universität in Deutschland eine Forschungsstelle für Leichte Sprache. Deshalb ist es nicht überraschend, dass gleich zwei Gütesiegel von dieser Institution hervorgebracht wurden: Das Siegel „Leichte Sprache – wissenschaftlich geprüft“ und das Prüfsiegel für Leichte oder Einfache Sprache. Die Universität bietet an, basierend auf ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen Texte selbst in Leichte Sprache zu übersetzen oder bereits übersetzte Texte zu überprüfen. Das Siegel “Leichte Sprache – wissenschaftlich geprüft” kann nach einer Textprüfung durch die Forschungsstelle vergeben werden. Hingegen ist das Siegel für Einfache Sprache frei verfügbar. Eine Überprüfung durch Menschen aus der Zielgruppe ist in diesem Fall keine Voraussetzung.
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Siegel „Netzwerk Leichte Sprache“
Das Netzwerk Leichte Sprache ist ein Verein mit Mitgliedern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol. Das Siegel des Vereins darf von allen Netzwerk-Mitgliedern genutzt werden, die dann auch dazu verpflichtet sind, sich an die online einsehbaren Regeln zu halten und die Texte von Menschen mit Einschränkungen überprüfen zu lassen.
Capito Gütesiegel
Capito ist ein privates Unternehmen mit dem Ziel, Teilhabe und Gleichstellung aller Menschen sicherzustellen und zu fördern. Neben der Übersetzung von Texten in Leichte Sprache bietet Capito auch andere Dienstleistungen an wie die Konzeption von Lernunterlagen für Menschen mit Beeinträchtigungen. Im Gegensatz zu den anderen Siegeln kommen bei Capito je nach angestrebtem Sprachniveau drei verschiedene Prüfsiegel zum Einsatz: A1, A2 oder A3. Um eines dieser Siegel für Leichte Sprache verwenden zu dürfen, müssen Kunden und Kundinnen ihre Texte entweder direkt von Capito übersetzen lassen oder Franchise-Partner von Capito werden. Bei einer solchen Partnerschaft werden die Kundinnen und Kunden von Capito beim Verfassen von Texten unterstützt und betreut. Für alle Texte – egal ob Übersetzung oder selbst erstellt – ist vor der Vergabe des Siegels eine Überprüfung durch Menschen mit Beeinträchtigungen Pflicht.
Siegel „Easy to Read“
Das „Easy to Read“-Siegel wird von der belgischen Non-Profit-Organisation „Inclusion Europe“ ausgestellt. Das „Easy to Read“-Siegel wird auch „Europäisches Label“ für Leichte Sprache genannt, da die Organisation von den Vereinten Nationen unterstützt wird, um die Inklusion von Menschen mit Einschränkungen zu fördern. Die Voraussetzungen zur Verwendung des Siegels sind unter anderem, sich an die (ebenfalls von Inclusion Europe herausgegebenen) europäischen Vorgaben für leicht lesbare Informationen zu halten und die Texte von Menschen mit Beeinträchtigungen vor der Veröffentlichung überprüfen zu lassen.
All die genannten Siegel verfolgen das Ziel, Menschen mit Beeinträchtigungen den Zugang zu Informationen und zu Bildung zu erleichtern. Jede Institution nutzt ihr eigenes Regelwerk, das als Voraussetzung für den Erhalt des Siegels gilt. Eine Überprüfung durch Menschen aus der Zielgruppe ist bei vielen, aber nicht bei allen Institutionen Vorgabe. Durchsetzen konnte sich bisher keines der Siegel gegen seine Konkurrenten.