Italienische Weihnacht mit Panettone

Vier Wochen italienische Weihnacht

Wie jedes Jahr bei SprachUnion wählen wir im Team ein Motto bzw. ein Land aus, welches wir zu unserem zentralen Thema in der Weihnachtszeit machen. Wir nutzen Bildmotive für die Weihnachtskarten und z. B. kulinarische Spezialitäten als Weihnachtsgeschenke für unsere Kunden.

Die kulturellen Besonderheiten des ausgewählten Landes in der Weihnachtszeit stellen wir auch in unserem Blog vor. Dieses Jahr haben wir uns für Italien entschieden! Warum? Ganz einfach: Einer unserer Deutschdozenten kommt ursprünglich aus Italien. Und aus erster Hand sind diese Berichte immer am schönsten!

Auch bei unserer Firmenweihnachtsfeier fließt das Thema immer mit ein. Heute wäre es soweit gewesen und wir hätten zusammen einen schönen – leicht italienisch angehauchten Abend im Team verbringen können – natürlich mit kleinen Unterbrechungen auf dem Weihnachtsmarkt.

Aber dieses Jahr ist eben alles etwas anders. Unser Kollege Matteo gibt uns dennoch einen sehr stimmungsvollen Einblick in den italienischen Weihnachtsbrauch:

Weihnachten in Badehose?

Wohl kaum. Im Piemont, woher ich ursprünglich komme, sowie in vielen anderen Regionen, hofft man jedes Jahr aufs Neue ganz arg darauf, ein weißes Weihnachten verbringen zu können. Weihnachten gehört in Italien zusammen mit Ostern zu den wichtigsten Festen. Es ist eine ganz andere Atmosphäre als in Deutschland, welche aber genauso magisch und bezaubernd ist. Wie man kaum anders erwarten könnte, dreht sich alles um die Zeit mit der Familie und den geliebten Menschen und natürlich um das leckere Essen.
Es ist sehr schwierig, DIE eine und überall gültige italienische Weihnachtstradition zu definieren. Die Unterschiede variieren sowohl regional als auch familiär sehr stark. Aus diesem Grund werde ich von meinen noch lebhaften Erinnerungen einer wundervollen Kindheit erzählen:

Alles beginnt mit dem Tag Mariä Empfängnis, am 8. Dezember. An diesem Tag starten die Vorbereitungen auf die bevorstehenden Feierlichkeiten: die Häuser und die Städte werden mit Lichterketten und verschiedensten Dekorationen geschmückt, überall sieht man Weihnachtsbäume und süße kleine Weihnachtsmänner, die eine Treppe Richtung Kamin hochklettern.
Der sogenannte Presepe (dt. die Krippe) ist zusammen mit einem Weihnachtsbaum und weiteren Dekorationen wie Stechpalme, Kerzen, Lichterketten und Weihnachtskugeln ein Muss und gehört in jedes Wohnzimmer. Erst am 25. Dezember gesellt sich die kleine Jesuskind-Figur zur Krippe dazu. Die gesamte Weihnachtsdekoration bleibt bis zum 6. Januar stehen. An diesem Tag endet offiziell die Weihnachtszeit für die Italiener.

Der Heilige Abend gilt als Weihnachtsvorabend, hat jedoch in meiner Familie, anders als in Deutschland, eine geringere Bedeutung. Das Schönste an diesem Tag waren immer die Vorbereitungen der Weihnachtstafel für den nächsten Tag. Hierbei haben wir alle zusammen bei meinen Großeltern das Wohnzimmer wortwörtlich auseinandergenommen. Die Sofas wurden beiseitegeschoben, der Teppich zusammengerollt und unter das Bett gelegt. Danach wurde die fast 7 Meter lange Tafel aufgebaut und hingebungsvoll dekoriert.

Panettone, heiße Schokolade und Glühwein

Italienische Weihnacht mit Panettone

Die letzten Ravioli, Cappelletti, das getrocknete Obst, die Ostie Ripiene (gefüllte Oblaten mit Walnüssen und Honig) wurden von Omas Hand liebevoll vorbereitet. Dann ging es wieder nach Hause, man aß zusammen mit der Familie etwas Kleines und ging danach gemeinsam in die Kirche zur Messe, welche pünktlich um Mitternacht begann. Das Schönste daran war die tolle Atmosphäre und das gemeinsame Treffen im Pfarrhaus mit Panettone, heißer Schokolade und Glühwein. Danach gingen die Kinder nach Hause und bereiteten eine Tasse Milch und Kekse für den Weihnachtsmann bzw. das Christkind vor und gingen geschwind ins Bett. Umso schneller bekamen sie die Geschenke, die sie sich vor ein paar Wochen per Brief an die Geschenk-Fabrik des Nordpols gewünscht haben.

Am Morgen des 25. Dezembers war die Bescherung. Unter dem Weihnachtsbaum fanden sich kleine und große Geschenke für alle, die Milch war ausgetrunken und von den Keksen waren nur Krümel übriggeblieben. Nach dem Auspacken war es endlich soweit, man machte sich schick und fuhr zur Oma zum Weihnachtsessen. Bei den Großeltern angekommen, haben wir Kinder immer noch ein paar Geschenke gefunden, die das Christkind vorbeigebracht hatte, weil wir uns das ganze Jahr gut benommen hatten. Dann begann der Festschmaus, Dutzende an Vorspeisen, sehr viele Hauptgerichte und natürlich die verschiedensten und süßesten Nachspeisen, wie Panettone und Pandoro mit einer Kugel Eis oder einer leckeren Mascarponecreme. Dazu trank man natürlich Spumante, einen lieblichen Sekt. Das Mittagessen erstreckte sich teilweise so weit in den Tag hinein, dass man meist noch ein Abendessen dranhängte. Lustig war immer die Frage der Oma, ob jemand noch einen Salat oder eine Suppe möchte, als ob wir nicht schon genug zu essen gehabt hätten.

Die Reste wurden am nächsten Feiertag Santo Stefano aufgegessen. Die ganze Weihnachtsstimmung endete am 6. Januar, am Dreikönigstag mit dem Ankommen der Hexe Befana, die auf einem Besen ritt und gute Kinder mit weiteren Geschenken überraschte. Allen in Italien ist dabei das Sprichwort l‘Epifania tutte le feste porta via bekannt, was bedeuten soll, dass an diesem Tag die Feierlichkeiten und Festtage enden.

Seitdem ich denken kann, war dies immer mein Weihnachten, welches sich jedes Jahr wiederholte und kaum verändert hat und zu meinen schönsten Erinnerungen an Italien gehört.

BUON NATALE E FELICE ANNO NUOVO!
(Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!)